An der ganzen Diskussion um interpretierende und interpretierte Muster gibt es eine hübsche Feinheit: der Unterschied zwischen Lesen und Schreiben wird komplett ruiniert. Und zwar wird er vor allem dadurch ruiniert, weil sich die Formen des Lesens und Schreibens so vervielfältigen, dass sich eine grundlegende Opposition wohl nicht mehr herausarbeiten lässt.
Alles, was sich als „sinnlich-praktische Tätigkeit“, als Wiederholung auf den Bereich der Sprache bezieht, ist Musterbildung und Musterveränderung.
Da ich derzeit wieder sehr viel skizziere, also eine ganz andere Form der Transmedialisierung nutze, als in den vergangenen drei Jahren, erlebe ich gerade eine recht fruchtbare Phase.
Ich beschäftige mich mit Immanuel Kant (Kritik der Urteilskraft), mehr übrigens als mit Beisbart (Bausteine der Deutschdidaktik), mit Handkes Versuch über die Müdigkeit (ich suche immer noch einen Nachfolger meinem Homo Faber), Wolfgang Herrndorfs tschick. Ich schreibe, ich zeichne, ich vermische beides. Ich sammle, ich ordne, ich fasse zusammen.
Eine Buchempfehlung darf ich an dieser Stelle aussprechen, für alle Deutschlehrer, aber auch für alle Schriftsteller: Ivo Braak: Poetik in Stichworten (Unterägeri 1990).
Dieses Buch enthält neben typischen Stilformen (sprach Bilder wie Metapher und Metonymie, Wortfiguren und Satzfiguren, Gedankenfiguren und Klangfiguren) eine umfassende Liste metrischer Formen (angefangen bei der Verslehre bis hin zu solchen Exoten wie die sapphische Odenstrophe) und umfangreicherer Textmuster (und auch hier gibt es wieder durch die ganzen Zeiten und Epochen, vom Sprichwort über die Volksballade, das Madrigal und die Parabel, der Anekdote und der Bildergeschichte zum Volksbuch und Roman, zum Enthüllungsdrama und bürgerlichen Trauerspiel).
Anregend ist das Buch schon deshalb, weil es Lust macht, alle möglichen Formen auszuprobieren.
Ich werde nun, zum ersten Mal seit Wochen, wieder in mein kleines Lieblingsrestaurant gehen. Und dort Ente essen.
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