Ich sitze an meinem Video-Kurs. Und was ich so eben nebenher noch an Zeit habe, wird durch diesen aufgefressen.
Den online-Kurs The future of Storytelling finde ich insgesamt recht fade. Bisher war nichts dabei, was man nicht in den ersten zwei Semestern eines Germanistik-Studiums gelernt haben könnte. Gut, ich habe mir über andere Medien als Film und schriftliche Erzählung bisher nicht allzu viel Gedanken gemacht und insofern empfinde ich die Anregung, sich mit anderen Erzählweisen auseinander zusetzen, schon ganz fruchtbar. Insbesondere Computerspiele und Mini-Serien hatte ich bisher noch gar nicht betrachtet.
Da ich aber gerade selbst einen ähnlichen Kurs entwerfe, wenn auch wesentlich spezifischer für die schriftliche Erzählung, kann mich der Kursaufbau insgesamt nicht wirklich überzeugen. Wenn es einen großen Fehler an diesem ganzen Kurs gibt, zumindest so, wie er bisher veröffentlicht worden ist, dann ist das der didaktische Aufbau. Mir sind die Lernziele zu oberflächlich. Häufig geht es lediglich um ein ›Identifizieren‹, nicht um eine wirkliche Auseinandersetzung damit. Es fehlen zum Beispiel Aufgaben. Es gab jetzt zwar zweimal eine Aufgabe am Ende einer Einheit, aber beide waren sehr unpräzise. Und teilweise sieht man das an den Ergebnissen. Die Aufgabe vom letzten Freitag hat vor allem dazu geführt, dass sich Professionelle mit Werbefilmen vorgestellt haben und nicht, wie das wohl eigentlich intendiert war, mit weiteren Vorschlägen für Anregungen zum Storytelling. —
Schade!
Für meinen Kurs habe ich mir einen wesentlich durchgängigeren didaktischen Aufbau überlegt. Das birgt natürlich die Gefahr, dass man zu Gunsten des roten Fadens viele Sachen auf die Seite schieben muss.
Das habe ich gerade heute erfahren müssen. Die ersten zehn Videos liegen jetzt fertig auf meiner Festplatte und müssen nur noch hochgeladen werden. Die nächsten zehn Videos warten auf ihre Fertigstellung. Von dreien habe ich jetzt die Tonspur vollständig. Die letzte Handlung ist die Synchronisation von Filmen und Tonspur, was aber kein großer Aufwand mehr ist. Und weitere sieben werde ich wohl noch heute Abend und Morgen soweit fertig haben, dass ich die Synchronisation ebenfalls vornehmen kann.
Trotzdem: mein Video 23 hat mich recht lange beschäftigt. Ich bin damit unzufrieden, gerade weil ich hier ein Thema anschneide, dass ich nicht weiter behandeln konnte. Ich hatte mir zwar im Vorfeld schon überlegt, dass ich dazu dann noch mal einen weiteren Kurs plane. Aber so ganz ohne dieses Thema komme ich auch nicht aus. Es handelt sich um eines jener Themen, zu denen ich auf meinem Blog in den letzten Jahren immer mal wieder kleine zwischen Betrachtungen veröffentlicht habe: die Verrätselung. Im letzten Jahr habe ich dazu zwar deutlich mehr Klarheit gewonnen, aber zu einer guten Vermittlung, die sozusagen alle Formen des narrativen Rätsels, also des Rätsels in Geschichten, darstellen könnte und dann auch beibringt, bin ich noch nicht gekommen. Und leider ist es mit diesem Thema so, dass ich immer, wenn ich das Gefühl habe, jetzt das Ganze gut begrifflich erfasst zu haben, so dass ich mich an eine endgültige Didaktisierung machen könnte, ich doch wieder ein ganzes Stück weit die Sachen umschmeißen muss. Zumindest was die Herstellung von solchen Rätsel angeht.
Andererseits habe ich auch einige ganz großartige Einheiten. Zumindest unter den ersten zehn sogar eine, mit der ich restlos zufrieden bin, was mir eigentlich nie passiert. Und zumindest bei vier anderen bin ich mir sehr sicher, dass diese ebenfalls wirklich gut werden.
Da ich mich eigentlich noch mit dieser Art der Darstellung in den Kinderschuhen befinde, sowohl was die Technik, als auch die Planung anbelangt, kann ich sogar ganz stolz auf mich sein.
Zwei Seiten habe ich gefunden, die ich eigentlich ganz wunderbar finde. Auch hier fehlt wieder die Didaktik. Beide sind auf Englisch und ich überlege mir gerade, ob ich die eine Seite nicht ins Deutsche übersetzte und als eine Art "give-away" verteile.
Die eine Seite nennt sich ›Periodic Table of Storytelling‹. Die finde ich ja klasse; man muss bloß wissen, wie man sich dazu Aufgaben stellt.
Die andere Seite heißt ›tv-tropes‹. Sie behandelt typische Erzählmuster in Fernsehserien; wobei hier sehr deutlich auch andere Verbreitungsmedien mit angesprochen werden.
Zum Lesen komme ich fast gar nicht. Vor einigen Tagen habe ich mir mal wieder Nietzsches Schopenhauer als Erzieher vorgenommen, von Schopenhauer selbst aus den Aphorismen zur Lebensweisheit den Abschnitt über die Sexualehre und von Judith Butler das letzte Kapitel aus Das Unbehagen der Geschlechter, sowie das Foucault-Kapitel aus Psyche der Macht. Zentraler Anlass war die Resonanz zwischen dem phantasmatischen Wir des Feminismus und der von Schopenhauer postulierten Sexualehre der Weiber. Zum einen ist es witzig, dass eine der Protagonistinnen des modernen Feminismus Parallelen zu einem als Frauenfeind verschrieenen Philosophen aufweist, zum anderen aber ging es mir um Strategien, wie dieses fantasmatische Wir „produziert“ wird. Ich bin noch zu keinem (Zwischen-)Ergebnis gekommen.
Dabei habe ich gerade rund um den Wahlkampf zur Bundestagswahl recht viele Notizen zu diesem fantasmatischen Wir verfasst; klar, bei Sprüchen wie ›Das Wir entscheidet‹ und ›Wir sind Deutschland‹.
17.11.2013
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