Vom Freitag auf den Samstag habe ich lange geschlafen. Mittwoch und Donnerstag bin ich bis weit nach 19:00 Uhr in der Schule gewesen, und das, obwohl ich um 6:30 Uhr morgens bereits dort ankomme. Am Freitagnachmittag bin ich dann ins Bett gesunken und am folgenden Tag erst um 12:00 Uhr aufgestanden.
Die neuen Lehrpläne
Den Nachmittag über habe ich mich mit den kommenden Lehrplänen beschäftigt. Es ist zwar außerordentlich zu begrüßen, dass bestimmte Lerninhalte nicht mehr auf bestimmte Klassen festgelegt werden, weil sich die Schüler je nach Art deutlich unterscheiden. Trotzdem bedauere ich das Verschwinden der alten Form der Lehrpläne, weil ich mich daran relativ gut abarbeiten konnte: Sie waren eben sehr spezifisch und auch relativ dogmatisch, so dass man ziemlich genau wusste, was man zu tun hatte.
Tagesfragen
Am Samstagabend habe ich auch begonnen, die Tagesfragen zu bearbeiten. Da ich vorletzte Woche krank war, habe ich die Hefte nicht mit nach Hause genommen und musste diesmal zwei Tagesfragen durchsehen. Da ich pro Tagesfrage für die gesamte Klassenstufe einen Tag brauche, war ich schon reichlich spät dran. Ich habe auch nur zwei Drittel der Hefte bis heute Abend geschafft.
Problemlösen
Nun habe ich aber nicht nur an den Tagesfragen gesessen: ich hatte letzte Woche eine Aufgabe gestellt, deren Beantwortung durch die Schüler ich sehr interessant fand. Für meine starken Schüler stelle ich so genannte „überkomplexe“ Aufgaben. Ich schaue mir dann an, wie sie mit diesen Schwierigkeiten umgehen. Auf diese Weise erfahre ich mehr darüber, wie meine Schüler mit Problemstellungen umgehen. Ich gebe dann, wo möglich, Tipps und Tricks, um mit komplexen Anforderungen umzugehen. Das ist nicht immer ganz einfach, da es gerade im Bereich des analogischen Denkens eine unendliche Menge an Möglichkeiten gibt. Nicht umsonst gehört gerade diese Art der Problemlösung zu einer der Kernpunkte der Innovation.
Die Schüler und die Rhetorik
Eine meiner Aufgaben für die letzte Woche war das Erklären eines satirischen Beitrages. Diese Aufgabe haben sich nur wenige Schüler herausgegriffen. Die wenigen Schüler allerdings haben diese meist ganz hervorragend gelöst. Nach drei Monaten in der Klasse bedienen sich manche der Schüler bereits deutlich eines literaturwissenschaftlichen Vokabulars. Besonders gefreut hat mich, dass die Schüler zum Teil nicht nur rhetorische Figuren identifizieren konnten, sondern auch über deren Funktion reflektiert haben. Dies gehört wohl zu einer der größten Herausforderungen, die man Menschen bei der Interpretation von Texten zumuten kann. Und dass hier bereits Kinder aus der vierten Klasse solche Fähigkeiten zeigen konnten, beweist, dass wir unseren Literaturunterricht nicht mehr in der Art und Weise gestalten dürfen, wie uns dies die klassische Schulbildung vorgegeben hat.
Satire
Jedenfalls habe ich zwischendurch auch zur Satire gearbeitet. Natürlich weiß ich „irgendwie“, welche Elemente eine Satire beinhalten muss. Aber sich Gedanken darüber zu machen, wie man dies Grundschülern beibringt, das ist schon eine ganz andere Herausforderung. Man muss sich hier deutlich um eine einfache und klare Vermittlung bemühen. Und durch diese Bemühung habe ich jetzt das Gefühl, wesentlich besser die Operationsweisen der Satire und der Parodie zu verstehen.
Zeit für Kinder
Wenn ich morgens in die Schule komme, habe ich ungefähr eine halbe Stunde Zeit, meine Sachen zu ordnen. Dann erscheinen die ersten Schüler und erzählen meist von ihren Erlebnissen und Erfahrungen vom Vortag oder stellen Fragen zu irgendwelchen Aufgaben. So geht das, bis ich die Schule verlassen, oft auch noch im Bus, den ich gemeinsam mit meinen Schülern nehme.
Trotzdem ist mir die Arbeit zu Hause auch sehr wichtig. Nach und nach entdecke ich eine ganz andere Seite des Kindseins. Und dazu brauche ich die Abendstunden, um darüber zu reflektieren und mir Gedanken zu machen. Dies ist keine direkte Arbeit mit den Kindern, aber doch absolut notwendig, um so nach und nach aus den Erlebnissen Erfahrungen zu machen.
Gerade dieses Wochenende habe ich mich auch noch mal mit der Beurteilung der Tagesfragen intensiver beschäftigt. Ich muss gestehen, dass ich auf meine Vorgängerin, die mir hier eine ganze Liste an Bewertungskriterien mitgegeben hat, ein wenig eifersüchtig bin. Sie schien dies bei ihrer Arbeit alles wie selbstverständlich im Kopf zu haben und hatte darauf immer gute bis hervorragende Reaktionen, die allesamt durchdacht schienen. Wenn ich dagegen meinen Umgang ansehen, so bin ich zwar nicht schlecht, aber diese umfängliche Reflexion fehlt mir eindeutig. Hier werde ich noch viel Arbeit zu leisten haben.
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