15.04.2011

Lernen mit allen Sinnen

Ich liebe dieses Zitat von Rousseau:
Während der ersten Lebensstufe, wo Gedächtnis und Einbildungskraft noch völlig ruhen, ist das Kind nur auf das aufmerksam, was unmittelbar auf seine Sinne wirkt. Da seine Sinneseindrücke nun das erste Material seiner Kenntnisse ausmachen, so muss man es sich angelegen sein lassen, ihm dieselben in einer zweckentsprechenden Reihenfolge darzubieten, denn dadurch bereiten wir sein Gedächtnis vor, sie dereinst seinem Verstand in derselben Reihenfolge zu übergeben. Weil es nun aber eben auf seine Sinneseindrücke aufmerksam ist, so genügt es für den Anfang, in deren Zusammenhang mit den Gegenständen, welche sie verursachen, recht anschaulich nachzuweisen. Es will alles berühren, alles betasten; widersetzt euch dieser Unruhe nicht; es verdankt ihr höchst notwendige Kenntnisse. Auf diese Weise lernt es die Wärme und Kälte, die Härte und Weichheit, die Schwere und Leichtigkeit der Körper kennen, lernt sich über ihre Größe, ihre Gestalt und ihre wahrnehmbaren Eigenschaften ein Urteil zu bilden, indem es diese anschaut, betastet, behorcht, vor allen Dingen aber die Wahrnehmung seines Gesichtssinnes mit denen seines Tastsinnes vergleicht und sich gewöhnt, mit dem Auge schon im voraus die Wirkung abzuschätzen, welche sie auf seine Finger ausüben müssten.
Rousseau, Jean-Jacques: Emile


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