"Ja, komisch. An der Posaune sitzt er noch mal."
Auch so kann man einen Wagner-Abend gestalten.
Die Berliner Philharmoniker haben unter der Leitung von Simon Rattle die Walküre konzertant aufgeführt. Wagner mag ich zwar mittlerweile ganz gerne, aber für so lange und große Opern habe ich mich eigentlich noch nie begeistern können und daran hat sich bis heute auch wenig geändert. Was das Orchester allerdings heute Abend geschafft hat, zusammen mit den Sängerinnen und Sängern, war wirklich großartig.
Ich habe den Ring 1997 (soweit ich mich erinnere) in einem Gastspiel in Hamburg gesehen und das damals als ziemliche Qual empfunden. Für mich war das eher eine Pflichtübung in Kultur, denn ein Genuss. Oder ich war einfach noch nicht reif genug.
Jedenfalls habe ich die Aufführung heute Abend sehr genossen. Nicht zuletzt lag das aber an der Interpretation. Christiane Peitz schrieb gestern im Tagesspiegel, Rattle gehe "expressionistisch zu Werke"; jedoch seien die Sänger zu laut: sie würden "kaum die Chance für Zartheiten, Zwischentöne, Farbnuancen" nutzen. Und gerade das habe ich nicht so empfunden.
Rattle hat sicherlich "expressionistische" Züge an Wagners Oper deutlicher hervorgehoben. Was auch immer das heißt! Man kann ja noch in irgendeiner Art und Weise die bereits hochindividuelle romantische Musik in bestimmten stilistischen Mitteln vergleichen (aber man höre sich den Unterschied zwischen den geistlichen Werken eines Franz Liszt und eines Max Reger an); bei der so genannten expressionistischen Musik dürfte dies allerdings schwer werden. Und so ist die Behauptung, die Interpretation der Berliner sei expressionistisch, schon allein deshalb nicht nachvollziehbar, weil Peitz nicht sagt, in welchem Sinne expressionistisch.
Klar aber wurde, dass Rattle die einzelnen Passagen scharf gegeneinander konturiert. Wo man auch einen fließenderen Übergang in den tonalen Feldern hätte erwarten können, bricht Rattle diese auf und setzt sie (nicht immer) als Kontraste nebeneinander, was mich allerdings mehr an impressionistische Werke erinnert hat, zum Beispiel an die Images.
Wie auch immer: musikalisch gesehen war der Abend ein großer Erfolg (zumindest für mich). Diese konzertante Version ist empfehlenswert. Bleibt nur zu hoffen, dass Rattle sie regelmäßig aufführt.
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