29.12.2011

Die Hyperbel

Bei meiner Arbeit an der Rhetorik des Humors habe ich zumindest einen der Bösewichte, die diese Arbeit so schwierig machen, identifiziert: die Hyperbel (die Übertreibung). Ich hatte dazu vor einigen Wochen bereits einen kurzen Artikel veröffentlicht, der mehr eine Anmerkung zu Judith Butler war, denn eine richtige Auseinandersetzung.
Jedenfalls ist die Interpretation von Hyperbeln deshalb problematisch, weil diese sich immer auf eine Norm beziehen. Diese Norm, so wird behauptet, werde durch die Hyperbel übertrieben. Doch der Interpret muss sich immer entscheiden, ob er die Norm anerkennt oder nicht und damit natürlich, ob er die Hyperbel für unsachlich oder für kritisch hält.

Dahinter allerdings steckt noch ein ganz anderes Problem. Es gibt neben der Produktion und der Konsumption von Wissen auch noch die Verteilung, die Distribution von Wissen. Dieser Aspekt wird häufig nicht beachtet, gerade auch, weil er schwierig zu entschlüsseln ist. Durch die Hyperbel habe ich vor einiger Zeit damit begonnen, die Normen dieser Distribution zu untersuchen (allerdings bisher sehr rudimentär) und festgestellt, dass es hier offensichtlich keine Lösung gibt. Zumindest ist das mein bisheriger Stand.
Dann aber stellt sich die Frage, ob man sich über die Verteilung von Wissen überhaupt lustig machen kann. Oder anders gesagt: ob man die Verteilung von Wissen kritisieren kann. (Da die Kritik immer eine Kritik an Werturteilen ist, kann sie auch nur an Gebieten ausgeübt werden, die Werturteile implizieren.)
Dies ist auch mit ein Grund, warum Deleuze und Guattari den Nomaden so stark in ihrer Philosophie thematisieren: der Nomade kritisiert nicht (er müsste die Produktionsbedingungen der Distribution kritisieren), sondern erschafft neu, wodurch er der Distribution etwas hinzufügt und diese dadurch verschiebt.

(Jetzt ist gerade mein Sohn gekommen und wird gleich meinen Computer besetzen. Deshalb hier: Ende des Kommentars.)

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